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Die Kontrolle über sich selbst erlangen

Wut, Ärger, Zorn - alle diese Emotionen bremsen uns auf dem Weg zu unseren Zielen aus! Hier lernst Du, wie Du Kontrolle über Dich selbst behälst.

Ein Begriff, der in der Kampfkunst sehr häufig auftaucht, ist „Kontrolle“. Dabei geht es zum einen um die Kontrolle des eigenen Körpers, d.h. die Kontrolle darüber seine Kraft angemessen einzusetzen. Zum anderen geht es jedoch auch um die Kontrolle der eigenen Gedanken und Emotionen. Die Kampfkunst lehrt den Schüler, sich zu verteidigen. Sie zeigt, wie er seinen Gegner dominieren, außer Gefecht setzen oder auch, wie er ihn zerstören kann. Kontrolle – sowohl körperlich als auch geistig - ist deshalb ein äußerst wichtiger Bestandteil der Kampfkunst.

Jeder Schwarzgurt sollte in angemessener Weise Herr seiner Gedanken und Emotionen sein. Jemand der wegen einer Kleinigkeit handgreiflich wird, verdient es deshalb in meinen Augen nicht, den schwarzen Gürtel zu tragen.


Natürlich kommt dieser Selbstkontrolle auch während eines Kampfes eine herausragende Bedeutung zu. Trifft mich der Gegner und ich sehe für einen Moment feuerrot, kann es gut sein, dass ich blind in seinen vorbereiteten Dreh-Kick laufe. Dasselbe könnte bei unfairen Schlägen und sonstigen Provokationen meines Gegners passieren. Wenn ich meine Emotionen nicht kontrollieren kann, ist mein Verhalten vorhersehbar und der Gegner wird mich dominieren. Aber auch bei Dingen, auf die ich überhaupt keinen Einfluss habe – wir denken beispielsweise an eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters – muss ich meine Kontrolle bewahren. Wenn ich im Moment einer Fehlentscheidung anfange mich aufzuregen, wird diese Entscheidung den kompletten restlichen Verlauf des Kampfes begleiten. Immer wieder kann man bei Amateurkämpfen genau diesen Fehler beobachten. Der betroffene Kämpfer regt sich sichtbar über die Entscheidung des Kampfrichters auf und verflucht ihn innerlich. Aber genau dieser emotionale Ausbruch sorgt dafür, dass er sich schlechter konzentrieren kann und lässt den Betreffenden oft als Folge davon verlieren.


Kannst Du Dich an eine Situation erinnern, in der Du Deinen Emotionen ungewollt freien Lauf gelassen hast? Vielleicht hat Dein Freund oder Kollege zum zehnten Mal denselben Fehler gemacht. Vielleicht hat Dein Kind zum wiederholten Mal eine ausgemachte Zeit nicht eingehalten. Vielleicht hat Dein Mitbewohner*in zum wiederholten Mal einen Saustall im Bad und in der Küche hinterlassen. Oder aber Ihr Zug hatte Verspätung und der Angestellte der Bahn kam Ihnen als Schuldiger gerade recht. Wir alle kennen solche Situationen. Der eine mehr, der andere weniger. Aber wir alle sind Menschen und das bedeutet, dass wir unsere Emotionen nicht immer voll im Griff haben.


Die Kontrolle der eigenen Gefühle hat in gewisser Weise ebenfalls mit Verantwortung zu tun. Denn genauso, wie wir Verantwortung für eine Situation übernehmen können, so können wir uns auch dafür entscheiden, ob wir gewisse Dinge emotional an uns heranlassen oder nicht. Die Ver-Antwort-ung besteht in diesem Fall darin, eine eigene Antwort auf die Umstände und Ereignisse wählen zu können. Jeder Mensch – egal wie aufbrausend er auch sein mag – hat die Freiheit seine Emotionen zu kontrollieren. Jeder Mensch kann sich entscheiden, wie er mit einer Situation umgehen und auf Sie reagieren möchte.

Als Begründer dieses Konzepts gilt der Psychologe Victor Frankl. Er fand heraus, dass jeder Mensch selbst entscheiden kann, wie er mit Rückschlägen, Tragödien und traumatischen Erlebnissen umgehen möchte. Seine Idee gewinnt an Bedeutung, wenn man bedenkt, dass Frankl seine Theorien nicht etwa in einer universitären Forschungseinrichtung, sondern in einem Konzentrationslager der Nazis entwickelte. Während nahezu seine gesamte Familie ermordet wurde, musste Frankl menschenunwürdige Experimente über sich ergehen lassen. Doch genau in dieser leidgeplagten Umgebung machte er die Entdeckung, dass niemand ihn ohne seine Zustimmung verletzen konnte. Die Nazis konnten seinen Körper verstümmeln, doch sein Innerstes war unversehrt. Er arbeitete an seiner Sicht auf die Welt und besaß letzten Endes die innere Freiheit zu wählen, wie er auf diese grausamen Erlebnisse reagieren wollte.


Jeder Mensch besitzt diese innere Freiheit, sprich die Möglichkeit zu wählen. Wir müssen begreifen, dass wir nicht Opfer der Umstände oder unserer Gefühle sind. Wir haben die Wahl, selbstbestimmt zu entscheiden, wie wir auf einen Reiz reagieren. Leider wirkt sich die Dynamik unserer Umwelt nicht immer positiv auf unser Verantwortungsbewusstsein aus. Sicher hast Du auch schon einmal eine E-Mail oder WhatsApp Nachricht verschickt, die Du im Zorn geschrieben hast. Vielleicht hast Du im Nachhinein festgestellt, dass eine etwas diplomatischere Formulierung eventuell klüger gewesen wäre. Hast Du aus dieser Erfahrung gelernt? Wir können uns zusätzliche Zeit zum Nachdenken verschaffen, wenn wir uns diesem Problem bewusst sind. Das nächste Mal, wenn Sie etwas auf die Palme bringt und Sie spüren wie sich ihr Kiefer verkrampft – Halten Sie einen Augenblick inne und denken Sie an folgende Geschichte.


"Als ich das erste Mal bei einer Meisterschaft antreten durfte, war ich gut vorbereitet. Ich hatte zwar schon oft auf kleineren Turnieren gekämpft, auf einem so großen war ich allerdings noch nie. Vor dem ersten Kampf wuchs meine Anspannung ins Unermessliche. Aus ir-gendeinem Grund war ich so aufgeregt, dass ich ununterbrochen auf und ab laufen musste und dabei in eine sehr kurze Atmung verfiel. Eigentlich war ich ein recht passabler Kämpfer und gut in Form. Kurz vor dem Kampf jedoch, hatte ich alles was ich konnte vergessen."


Wenn wir angespannt sind, verfallen wir oftmals in eine flache Schnapp-Atmung. Auch in emotionalen Ausbrüchen passiert das nahezu jedes Mal. Tatsache ist jedoch, dass unser Gehirn ausreichend Sauerstoff benötigt, um einwandfrei funktionieren zu können. Da wir eine gute Sauerstoffversorgung durch unsere Atmung aber nicht zulassen, schaltet sich das Gehirn zeitweilig ab. Das beste und einfachste, das wir in einer solch angespannten Phase tun können ist, unser Gehirn wieder mit Sauerstoff zu versorgen. Atme tief durch Deine Nase ein und lass die Luft langsam wieder ausströmen. Ich persönlich stelle mir dabei das Bild vor, wie roter Rauch ausgestoßen und durch blauen Dunst ersetzt wird. Dieses Bild verstärkt meinen Entspannungsprozess und beruhigt mich innerlich - Womöglich klappt es ja auch bei Dir!

In dem nun entspannteren Zustand können Sie dann überlegen, welche Folgen eine emotionale Re-aktion in dieser Situation haben könnte. Würde der andere es gutheißen oder würde es ihn verstimmen? Wie würde sich meine Reaktion auf die zukünftige Beziehung auswirken? Möchte ich wirklich so reagieren und passt meine Reaktion zu meinen Prinzipien? Diese und ähnliche Fragen helfen mir dabei über den Moment hinauszudenken und die Folgen meiner Reaktion objektiv zu beurteilen. Mit etwas Übung kann man sich auf Diesem Weg immer besser kontrollieren.

Und auch wenn es uns mal nicht gelingt, vergiss niemals:


„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum.

In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion.“


Viktor Frankl


Inspiriert?

Ein dem Thema sehr nahes und spannendes Buch ist die Biografie von George W. Carver - "Der Mann, der überlebte". Auch er musste undenkbares durchstehen und hat sich trotz aller Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen.

Übungen

Mach es Dir zur Gewohnheit, einmal tief durchzuatmen, wenn dich etwas aufregt. So bekommt Dein Gehirn Sauserstoff und Du gibst Dir einen Moment zum nachdenken!

Master Tipps

Ich versuche immer an folgendes Sprichwort zu denken: "Die Größe eines Mannes zeigt sich darin, über was er sich aufregt!"

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